„ Christlicher Glaube und Politik“, so hieß das Thema beim Bürgertreff am 26.10.2017 im Gasthof Gunsetal in Bad Berleburg. Offensichtlich ein Thema mit Brisanz, das auf großes Interesse stößt, denn etwas mehr als 40 Gäste waren gekommen, die im Anschluss an den Vortrag intensiv und kontrovers diskutierten.
Zunächst begrüßte Michael Schlembach, Sprecher des KV Siegen Wittgenstein, die Gäste. Vor dem Hintergrund der Nicht-Wahl Albrecht Glasers zum stellv. Bundestagspräsidenten, aufgrund seiner Islamkritik, und der gleichzeitigen Wahl von Claudia Roth, als ehemalige RAF-Sympathisantin, stellte er den aktuellen Bezug zum Thema her. Auch die Äußerungen einiger Kirchenvertreter, und die Warnung AfD, zu wählen sei, aufgrund der politischen Einflussnahme, sehr brisant. Denn immerhin gäbe es auch eine Gruppe Christen in der AfD – hier sei offensichtlich eine Diskrepanz bei den Christen zu erkennen. Was darf Christ also?
Hier setzte der Referent ein, und erläuterte zunächst einmal welche Inhalte der christliche Glaube aus seiner Sicht hat.
Der Glaube sei das Verhältnis des Einzelnen, nicht der Gemeinschaft, zu Gott. Gott habe den Menschen zu seinem Ebenbild erschaffen, und das „Werk soll den Meister“ loben. Insofern sei Fehlverhalten der Menschen auch kein „Herstellerfehler“, sondern Ausdruck der Liebe Gottes zum Menschen und seinem freien Willen, denn Liebe zwingt und manipuliert nicht – der Mensch sei also frei.
Im Verhältnis zur Politik sei der Christ daher als gehorsamer Staatsbürger verpflichtet die Obrigkeit zu achten, ihre Gesetze zu befolgen, aber auch Verantwortung zu übernehmen.
Umgekehrt müsste von der Obrigkeit, als Hüter der Gerechtigkeit, Fehlverhalten bestraft, und Gottes Ordnung geschützt werden. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Präambel des GG „ Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen….“. Politiker seien also „Angestellte des Volkes“ und müssten zu seinem Wohle handeln.
Welche Partei ist also christlich! Keine Partei, so der Referent; christlich könne nur der Einzelne sein, Parteien und ihre Programme hätten allenfalls Schnittmengen mit der christlichen Glaubenslehre. Hier machte der Referent die größeren Schnittmengen bei der AfD aus. Denn die AfD verträte – anders als die anderen, auch sog. „christlichen“ Parteien – eher biblische Werte, wie z.B. das christliche Bild von Ehe und Familie, Schutz des ungeborenen Lebens, kein Gender usw. Die AfD sei somit als Christ ohne Zweifel wählbar.
Brigitte Eger-Kahleis, Ratsfrau der Stadt Siegen und ehemalige Direktkandidatin der AfD zur Landtagswahl, dankte für den Vortrag , und verband diesen mit der gegenwärtigen Flüchtlingspolitik, und der christlichen Barmherzigkeit gegenüber Flüchtlingen. Sie führte Thomas von Aquin an: „Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist Grausamkeit; Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist die Mutter der Auflösung“. Auch der Referent übte Kritik an der Flüchtlingspolitik. Dies sei keine Frage der Barmherzigkeit, da man die Flüchtlinge nach ihrer Aufnahme hier, auf sich allein gestellt zurück ließe. „Die Gutklatscher und Willkommmensrufer“ hätten sich längst zurückgezogen so ein Einwand. Die AfD sei die einzige Partei, die nicht nur die Rechte der Flüchtlinge kenne, sondern auch deren Pflichten einfordere. Michael Schlembach, zitierte aus einem Statement von Kardinal Sarah: „Jeder Migrant sei als menschliche Person zu respektieren. Die Gastländer dürften aber zwischen politischen oder religiösen Flüchtlingen und Wirtschaftsmigranten unterscheiden. …. Europa habe seine Pflicht zu erfüllen, wenn es an der Destabilisierung der Länder mitgewirkt habe, aus denen die Flüchtlinge kämen. Das bedeute aber nicht, dass sich die europäischen Länder durch Masseneinwanderung verändern müssten“ .
In die Diskussion schaltete sich auch Stefan Berk, Superintendent der evangelischen Kirche ein, er verwies auf die Arbeit der Kirchen die geleistet würde, bei Kindergärten, Jugendarbeit, Krankenpflege und auch Flüchtlingsarbeit.
Dem allerdings wurde heftig widersprochen, da sich die Kirchen durch offene u. versteckte Subventionen des Staates ihre vermeintliche unentgeltliche Arbeit gut honorieren ließen. Pfarrer Berk trat denn auch klar für eine andere Position, offene Grenzen und auch für die Aufnahme von Flüchtlingen ein, deren Status nicht durch die Asylgesetzgebung des GG oder der Genfer Flüchtlingskonvention gedeckt sind.
Bei der Frage hinsichtlich des Kirchenasyls wich Pfarrer Berk aus. Den Vorwurf, beim Kirchenasyl stellten sich die Kirchenvertreter über geltendes Recht und Gesetz konnte er nicht entkräften, versuchte aber den Vorwurf dadurch zu mildern, dass er erklärte wie schwer sich die Kirchen mit der Gewährung von Kirchenasyl täten.
Dies brachte die Diskussion zum Thema christlicher Glaube und Islam – wer steht über dem Gesetz?
Während einige Gäste versuchten den Islam als als „normale“ Religion und die Gläubigen auch als friedliche Menschen darzustellen, verwiesen andre wiederum auf den im Islam verankerten Herrschaftsanspruch. Während – wie der Referent eingangs erläuterte – das Christentum die Obrigkeit und die Gesetze achte, hätte der Islam auch den politischen Anspruch zu herrschen und sei daher fundamental anders als andere Religionen.
Zwar hatte sich die spannende Diskussion in Teilen vom eigentlichen Thema des Abends entfernt, machte aber deutlich wie sehr das Verhältnis von Religion, Islam, Kirche und Staat die Menschen beschäftigt. Es ist daher eine Fortsetzung des Abends geplant, wo inhaltlich dann eher das Verhältnis der Religionen zum Staat diskutiert werden soll.