Redaktion: Frau Eger-Kahleis, beginnen wir mit einigen persönlichen Fragen:
Sind sie im Siegerland geboren, also eine echte Siegerländerin?
B.E-K: Ich bin gebürtige Winzertochter aus Rheinhessen und lebe seit meiner
Familiengründung 1977 in Siegen-Weidenau. Nach dem Studium der
regionalen Geschichte bin ich seit 26 Jahren im Einsatz als Gästeführerin in
Kreis, Stadt und Siegerlandmuseum. Somit bin ich mittlerweile im Siegerland
fest verwurzelt, obwohl ich noch gute Verbindungen zu meiner Heimat im
Mainzer Raum pflege.
Red.: Welchen Beruf übten Sie früher aus?
B.E-K.: Ich war über zwei Jahrzehnte als Flugbegleiterin auf interkontinentalen
Strecken der Lufthansa tätig. Weltweit habe ich mich mit fremden Sprachen und
Kulturen beschäftigt, weiß, was die Aussage “andere Länder, andere Sitten“
bedeutet.
Red.: Sie sind schon viele Jahre verheiratet und haben Kinder?
B.E-K.: Nach über 41 Ehejahren, zwei Kindern, genieße ich jetzt das erste
Enkelkind.
Red.: Was machen Sie am liebsten, wenn Sie sich nicht um Politik kümmern?
B.E-K.: Die beste Erholung und Entspannung finde ich bei der Bewegung in
der Natur: Wandern, jetzt auch E-Bike in den Tälern des Siegerlandes und
zwischen Rhein und Reben und natürlich bei der Arbeit im eigenen Garten.
Red.: Kommen wir zu den politischen Fragen. Sie sind schon seit sehr vielen
Jahren politisch aktiv, wie kam es dazu?
B.E-K.: Schon lange erkenne ich einiges an Fehlsteuerung in unserem Land. So
brachte ich mich ca. 16 Jahre lang in der CDU zu Themen wie nachhaltige
Finanzpolitik oder Abbau der sozialen Überregulierung ein, die einfach trotz
ihrer immensen Wichtigkeit vernachlässigt werden. Planloses Fördern, ohne zu
fordern, ist bei aller guten Absicht vergebliche Liebesmüh. Gemeinnützige
Arbeit könnte viel effizienter eingesetzt werden. Mit Zufriedenheit bemerke ich,
dass sich die Siegener Ratspolitik mittlerweile meinen Nachfragen, Anträgen
und Redebeiträgen nicht mehr verschließen kann: Erhalt des mehrgliedrigen
Schulsystems gegen das permanente Absinken des Bildungsniveaus an unseren
Schulen, die vernachlässigte Infrastruktur, die politisch beeinflusste Justiz, die
überzogenen Fraktionszuwendungen und vieles mehr… Ich verstehe mich
durchaus als treibende Kraft in der Siegener Ratsarbeit.
Red.: Aus welchen Gründen sind Sie von der CDU zur AfD gewechselt?
B.E-K.: Bei Abstimmungen war ich zunehmend allein auf weiter Flur, weil ich
nach meinem Wissen und Gewissen entschieden habe, nicht nach Vorgaben der
Fraktion. Die CDU ist deutlich nach links gerückt und folgt in der jetzigen
Jamaika-Koalition den Vorgaben der Grünen, die trotz ihres geringen
Wählerstimmenanteils aber für den Bürgermeister das überlebenswichtige
“Zünglein an der Waage“ sind. Besonders deutlich wird dies in der
„Klimapolitik“. Letztes Beispiel ist der Antrag zur Anlage eines
Baumwipfelpfades im Tiergarten Weidenau oder für die Einrichtung eines EMobil-Parks
für die Verwaltung für über 500.000 €; aus meiner Sicht neue
Kostenfallen für unsere überschuldete Stadt.
Red.: Sie sind das einzige Mitglied der AfD im Rat der Stadt Siegen. Diese
Arbeit ist sicher sehr schwierig, oft stehen sie allein gegen die Anfeindungen
der etablierten Parteien. Erzählen sie mal!
B.E-K.: Darüber könnte ich ein Buch schreiben. Nur mit viel Mut zur Wahrheit
kann ich immer wieder gegen den Strom schwimmen. Meine abweichenden
Meinungen werden z.T. mit üblen Unterstellungen drastisch kommentiert:
„Menschenverachtend und dreckig“ oder „Ihre Meinung wollen wir nicht
hören“! Aber: steter Tropfen höhlt den Stein! Indirekt spüre ich dennoch oft
Zustimmung. Wir brauchen mehr Stimmen für die AfD!
Um auf meine o.g. “Einsamkeit“ im Rat zurückzukommen: Die Zeit arbeitet für
mich. “Viele, die ihrer Zeit vorausgeeilt waren, mussten in sehr unbequemen
Unterkünften warten“. (Stanislaus Jerzy Lee)
Red.: Wie sehen Sie den Bürgermeister der Stadt Siegen?
B.E-K.: Herr Mues macht das, was sehr viele Bürgermeister tun,
eindrucksvolle Projekte, die jeden Finanzrahmen sprengen aber sich zum
persönlichen Denkmal eignen. Aus anderer Leute Leder ist gut Riemen
schneiden … Der in seiner Amtszeit eingetretene vervierfachte Schuldenstand
unserer Stadt wird kaum thematisiert.
Red.: Ihre Redebeiträge aus dem Rat der Stadt Siegen finden in der lokalen
Presse kaum Erwähnung. Wie erklären Sie sich das?
B.E-K.: Schon lange müssen wir in den Medien eine wachsende Manipulation
durch Verschweigen und fehlende kritische Aufarbeitung politischer
Entscheidungen hinnehmen. Aber viel Feind, viel Ehr‘. Mich zitiert man stets
irgendwie negativ, als fraktionslos, nicht als Vertreterin der AfD. Dagegen bin
ich machtlos. Um diese Ausgrenzung durch die öffentliche Berichterstattung
zumindest ein wenig zu kompensieren, nutzen wir vermehrt das Internet und die
sozialen Medien, um Sachverhalte korrekt zu kommunizieren.
Red.: Was sind Ihre kommunalpolitischen Ziele für die nächsten Jahre?
B.E-K.: Nachdem unsere Partei jetzt in den Landesparlamenten und im
Bundestag vertreten ist, geht es darum, auf der kommunalen Ebene fähige
Mandatsträger für die künftige Arbeit vorzubereiten. Der politischen Unkultur
werden wir mit Entschiedenheit begegnen. Schon F. Schiller wusste: „Mehrheit,
was ist Mehrheit? Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen!“
Red.: Vielen Dank für das Interview.