Die gute Stimmung lassen sich die Besucher des Vortrags von Prof. Gunnar Beck nicht nehmen, als sie im vollbesetzten Hüttensaal der Siegerlandhalle ca. 15 Minuten auf den bundesbahnbedingt verspäteten   Redner warten müssen. Sichtlich erfreut über das große Interesse der Siegener Bürger und Parteifreunde der AfD begrüßt Kreissprecher Roland Steffe die anwesenden Damen und Herren. Zunächst fasst Steffe die Vorstellungen der AfD im Wahlkampf zum Europaparlament zusammen: „Wir wollen nicht die EU abschaffen, sondern sie reformieren, weil sie reformiert werden muss, um zukunftsfähig zu sein. Schon Frau Merkel hatte einst bei der Einführung des Euro im EU-Raum prophezeit: „Scheitert der Euro – scheitert Europa.“ Doch heute wird alle Kritik am Euro und der schnellen Erweiterung der EU als nationalistisch verunglimpft. Stattdessen fordern die Vertreter der Altparteien noch mehr Zentralismus, mehr Bürokratie, mehr Verbote und träumen den (Alp-) Traum von einem europäischen Staat. Wir wollen ein Europa der Nationalstaaten, keinen super Staat Europa“,  so Roland Steffe weiter.

Professor Gunnar Beck, der auf Platz 10 der AfD- Liste für das Europaparlament steht und selbst als Berater für die englische Regierung tätig ist,  geht es in seinem Vortrag hauptsächlich um den Brexit und seine Ursachen und Folgen.

„Werden die Briten austreten? Alles ist möglich, sogar eine Teilnahme der Briten an den Europaparlamentswahlen ist wahrscheinlich“, gibt Beck zu bedenken. Denn wenn die Briten hätten austreten wollen, hätten sie schon am 29.3. die Möglichkeit eines ungeregelten Austritts gehabt. Und noch enorme Austrittskosten gespart: 39 Mrd. Pfund verlangt die EU nämlich für den geregelten Austritt. Aber warum traten sie nicht aus?

Klar ist, dass die britische Premierministerin bei den Verhandlungen in Brüssel von vorne herein Fehler gemacht hat: Sie verhandelte ohne klares Ziel und ging auf alles ein, was die EU vorschlug!! Und auch klar ist, dass ca. 70 % der britischen Abgeordneten im Gegensatz zum britischen Volk eigentlich keinen Austritt wollen,  quer durch alle Parteien. Eigentlich will noch nicht einmal May austreten, sie hätte ja schon austreten können.

Und dann kommt Gunnar Beck in seiner unnachahmlich präzisen und gleichzeitig humorvollen Vortragsweise auf die Kosten zu sprechen, die auch Deutschland durch den Brexit drohen und durch die Merkel-Politik der vergangenen Jahre: Nur allein der Austritt Großbritanniens liegt schätzungsweise bei 4 bis hin zu 14 Mrd. Euro Kosten für Deutschland, denn man kann davon ausgehen, dass Deutschland allein den Totalausfall bezahlen wird.

In ganz andere Dimensionen stößt man aber vor, so Beck, wenn man sich einmal die Kosten für die sog. „Willkommenskultur“ anschaut. 20 bis 25 Mrd. Euro jährlich für den Bund, die gleiche Summe nochmals für die Länder und Kommunen. Die Kosten für Polizei, Bildung, Wohnungsbau und Krankenversorgung etc. lassen sich nur schwer ermitteln, liegen aber wahrscheinlich auf mindestens der gleichen Höhe. Dazu kommen noch Kosten für die Einführung des Euro, Target -Kredite und Verluste bei den Sparern durch die Zinspolitik der EZB, die für Deutschland in der Summe jährlich 240 bis 300 Mrd. Euro Kosten bringen!

Um dies alles zu finanzieren, haben die deutschen Haushalte mittlerweile die zweithöchste Abgabenbelastung aller EU-Länder, aber das niedrigste private Medianvermögen innerhalb der EU. Beim Durchschnittsvermögen der Bürger liegen wir inzwischen auch nur noch im Mittelfeld, nur die stark verschuldeten Staaten rangieren noch hinter uns.

Was hätte Deutschland besser machen können? Wenn man bedenkt, so Beck, dass ein Flüchtling lebenslang ca. 450 000 Euro kosten wird, hätte man für dieses Geld eine weitaus wirkungsvollere Familien- und Kinderpolitik machen können. Warum nicht für jedes neugeborene Kind jährlich 25 000 Euro für die Familie ? Das wäre gut angelegtes Geld gewesen.

Deutschland  hätte seiner Meinung nach viel zwingendere Gründe, aus der EU auszutreten, als Großbritannien. Der Euro sei letztlich nicht zu reformieren, sondern gehöre abgeschafft. Und eine reformierte EU im Sinne der alten EWG (europäische Wirtschaftsgemeinschaft) stehe unseren Interessen nicht im Wege. Es ist ein Gebot der Vernunft, sobald als möglich die EU und den Euro abzuschaffen!

Nach dem faktenreichen, brillanten Vortrag lässt sich Professor Beck noch viel Zeit, um die zahlreichen Fragen des höchst interessierten Publikums zu beantworten. Die AfD Siegen/Wittgenstein hat seinen Anhängern und den Siegener Bürgern wieder einen hochkarätigen Referenten geboten, der alle Erwartungen weit übertroffen hat.